
08 Juli Begegnungen verändern!
Veränderung durch Begegnung – Warum Führungskräfte den Raum für „echte“ Begegnungen schaffen sollten
Wer kennt es nicht: Die besten Ideen entstehen nicht im stillen Kämmerlein, sondern im Austausch, im Gespräch, bei zufälligen Treffen in der Kaffeeküche oder in offenen Diskussionsrunden. Es sind die persönlichen Momente, in denen wir uns sicher fühlen und auf Neues einlassen. Wir überschreiten eigene Grenzen und sind bereit, auch mal die „Maske“ abzulegen – im wahrsten Sinne des Wortes. Und genau diese Momente sind es, die uns weiterbringen, als Team, als Organisation, als Mensch.
Begegnung als Motor der Entwicklung
Philosophische Denker wie Hegel*, Sartre**, Buber*** oder Levinas**** haben es auf den Punkt gebracht: Wir werden erst durch die Begegnung mit dem Anderen zu dem, was wir sind. Das klingt vielleicht pathetisch, ist aber im Alltag spürbar. Jede „echte“ Begegnung birgt das Potenzial, uns zu verändern, neue Perspektiven zu erlangen und uns selbst besser zu verstehen.
Gerade in Zeiten der Unsicherheit oder des Wandels – wie im letzten Blogartikel zur internen Kommunikation als Rettungsanker beschrieben – sind solche „echten“ Begegnungen Gold wert. Sie schaffen Vertrauen, stiften Gemeinschaft und machen Veränderung möglich.
Was zeichnet „echte“ Begegnungen aus?
Echte Begegnungen zeichnen sich dadurch aus, dass Menschen sich offen, authentisch und auf Augenhöhe begegnen. Sie gehen weit über Small Talk oder reine Zweckkommunikation hinaus. Was sie besonders macht:
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Offenheit: Beide Seiten sind bereit, sich wirklich einzulassen, zuzuhören und auch Überraschendes zuzulassen.
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Authentizität steht im Mittelpunkt: Die Beteiligten zeigen sich so, wie sie wirklich sind – mit Stärken, Schwächen und echten Gefühlen.
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Gegenseitiger Respekt: Jeder wird in seiner Einzigartigkeit wahrgenommen und wertgeschätzt.
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Verletzlichkeit: Man traut sich, die „Maske“ abzulegen und auch Unsicherheiten zu zeigen.
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Dialog statt Monolog: Es entsteht ein echter Austausch, bei dem beide Seiten voneinander lernen können.
Nach einer solchen Begegnung bleibt oft das Gefühl, dass sich etwas bewegt hat – im Denken, Fühlen oder Handeln.
Entscheidend für das Entstehen „echter“ Begegnungen ist allerdings die innere Haltung der Beteiligten. Nur wer mit Offenheit, Respekt und echter Neugier auf den anderen zugeht, schafft die Basis für einen authentischen Austausch. Eine wertschätzende und empathische Haltung ermöglicht es, Vorurteile abzubauen, Unsicherheiten zuzulassen und dem Gegenüber wirklich zuzuhören. So wird aus einem einfachen Zusammentreffen ein Moment, der bewegt, Vertrauen schafft und Entwicklung ermöglicht.
Führungskräfte als Ermöglicher echter Begegnungen
Führungskräfte haben dabei eine besondere Rolle: Sie sind nicht nur Vorbild, sondern auch Gestalter von Räumen, in denen „echte“ Begegnungen möglich werden. Das bedeutet: Sie müssen bereit sein, Kontrolle abzugeben, sich selbst einzubringen und sich auch mal verletzlich zu zeigen. Nur so entsteht eine Atmosphäre, in der sich alle trauen, offen zu sein und Neues zu wagen.
Ein zentraler Aspekt, damit Führungskräfte echte Begegnungen ermöglichen können, ist das Schaffen von psychologischer Sicherheit*****. Die Harvard-Professorin Amy Edmondson hat dieses Konzept geprägt: Psychologische Sicherheit beschreibt ein Klima, in dem sich Menschen trauen, Fragen zu stellen, Fehler zuzugeben und ihre Meinung offen zu äußern – ohne Angst vor negativen Konsequenzen. Gerade Führungskräfte sind gefordert, durch ihr Verhalten und ihre Kommunikation diese Sicherheit vorzuleben und zu stärken. Denn nur wenn sich alle Beteiligten sicher fühlen, können sie sich authentisch einbringen, offen austauschen und gemeinsam wachsen.
Die Aufgabe von Führung ist es daher, nicht nur Ziele zu setzen, sondern auch den Rahmen zu schaffen, in dem Begegnungen gelingen können.
Beispiel aus der Praxis: „Nah am Vorstand“ bei der AOK Baden-Württemberg
Ein sehr erfolgreiches Beispiel aus unserer Zusammenarbeit mit der AOK Baden-Württemberg ist das Modul „Nah am Vorstand“, welches wir schon mehrfach bei internen Mitarbeitendenveranstaltungen eingesetzt haben. Der Vorstand stellte sich jeweils in einer eigenen Session den Fragen der Mitarbeitenden – ohne Agenda, ohne Moderation, und ohne „thematische Überschrift“ – ganz nah dran und auf Augenhöhe. Alles durfte gefragt werden – beruflich und privat – und der Vorstand antwortete offen und authentisch.
Das Ergebnis? Die Beteiligung war enorm, es wurde gemeinsam gelacht und die Stunde reichte nicht aus, um alle Fragen zu beantworten. Das Feedback der Teilnehmenden spiegelte Begeisterung für die offene, authentische und „nahe“ Haltung des Vorstands wider. Hier wurde deutlich: Wenn Führungskräfte den Raum für echte Begegnungen schaffen, entsteht nicht nur Vertrauen, sondern es öffnete sich damit auch ein Raum für echte persönliche und gemeinsame Weiterentwicklung.
Wie gelingt Weiterentwicklung durch Begegnung?
- Offenheit fördern: Führungskräfte sollten selbst vorleben, wie man sich auf Neues einlässt und die eigene „Maske“ ablegt.
- Räume schaffen: Veranstaltungen und Events so gestalten, dass Begegnungen möglich werden – etwa durch interaktive Formate, offene Gesprächsrunden oder kreative Kollaborationen. Auch Pausen sind ein Raum, in dem Begegnung stattfindet.
- Vertrauen stärken: Eine Kultur des Vertrauens und der Wertschätzung schaffen, in der sich alle trauen, ihre Meinung zu sagen und neue Perspektiven einzubringen.
- Reflexion ermöglichen: Nach Begegnungen gezielt Raum für Austausch und Feedback untereinander geben, um den Lernprozess zu vertiefen.
Fazit
Weiterentwicklung passiert nicht im luftleeren Raum, sondern im Austausch, im Dialog, in der Begegnung. Führungskräfte, die das verstanden haben, schaffen Räume, in denen echte Entwicklung möglich wird – für sich selbst, für ihr Team und für die gesamte Organisation. Wer sich auf das Abenteuer der Begegnung einlässt, wird belohnt: mit neuen Ideen, mehr Vertrauen und einer lebendigen, wachsenden Gemeinschaft.
Lust auf echte Begegnungen? Sprechen Sie mit uns. Gemeinsam schaffen wir neue Räume.
turner & friends gestaltet Begegnungen. Begegnen, Bewegen und Veränderung anstoßen – es geht in unseren Events um interaktive Kommunikation, Kollaboration und Partizipation. Wir entwickeln Events, die Wirkung schaffen und verändern. Wir wollen mit unseren Veranstaltungen Menschen zusammenbringen, Begegnungen ermöglichen und Mitarbeitende zu Mitgestalter*innen machen.
Rufen Sie an, schreiben Sie uns, diskutieren Sie mit uns. Wir beraten Sie gerne und unterstützen Sie dabei Begegnungen wirksam zu gestalten. E-Mail: mail@turner-and-friends.de, fon: +49 (0)221 30 19 62 41, Homepage
Für alle, die tiefer in das Thema einsteigen wollen:
* G.W.F. Hegel: Phänomenologie des Geistes (1807).** Jean-Paul Sartre: Das Sein und das Nichts. Versuch einer phänomenologischen Ontologie(Original: L’être et le néant, 1943).
** Jean-Paul Sartre: Das Sein und das Nichts. Versuch einer phänomenologischen Ontologie(Original: L’être et le néant, 1943).
*** Martin Buber: Ich und Du. Erstmals erschienen 1923, vielfach neu aufgelegt, z.B. Gütersloher Verlagshaus, ISBN 978-3-579-08549-4.
**** Emmanuel Levinas: Totalität und Unendlichkeit. Versuch über die Exteriorität, Freiburg/München: Karl Alber, 1987 (frz. Orig. 1961).
***** Amy C. Edmondson: Die angstfreie Organisation. Wie Sie psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz für mehr Entwicklung, Lernen und Innovation schaffen, Vahlen Verlag, 2020.